Festive Season
Hallo an alle,
Ich melde mich mal wieder aus Delhi. Hier war in den letzten Wochen die Festivalseason. Indien ist ein riesiges Land mit vielen Völkern, Religionen und Bräuchen. Dementsprechend gibt es natürlich auch viele Feste, von denen viele auf die letzten Wochen gefallen sind.
Highlights waren Navratri mit Ram Leela und das wichtigste hinduistische Fest Diwali, das Lichterfest.
Fangen wir an mit Navratri:
Navratri dauert neun Tage und es wird das Shakti, das göttliche weibliche Prinzip, gefeiert. Einige Religionen sehen das Fest als Zeit des Fastens und der Reflexion, während andere feiern und zusammen essen. Zum Fasten gehört eine vegetarische Ernährung, kein Alkohol und es wird auf bestimmte Gewürze verzichtet. Es gibt außerdem viele Jahrmärkte.
Gegen Ende dieses Fests findet Ram Leela statt. Ram Leela ist die Geschichte des Gottes Rama, der, um seine Ehefrau zu befreien, Abbilder des Bösen, wie Dämonen und Riesen besiegen muss. Um den Sieg Ramas zu feiern, werden Statuen von unter anderem dem Dämonen Ravana verbrannt.
Dies wird in grossen Teilen Indiens gefeiert. Maxi, mein Mitfreiwilliger, und ich hatten einer der größten Schauplätze, mit über zehntausend Zuschauern, in Delhi besucht.
Erst gab es ein Schauspiel über die Geschichte Rams, anschließend wurden die Abbilder des Bösen verbrannt. Die Atmosphäre war wirklich magisch.
Auch lustig war, wie die gesamte Masse, ungelogen zwei Sekunden nach Ende des Events, schon zum Ausgang drängte. Ich war erstmal verwirrt, da ich dachte, es gäbe noch eine zweite Station, aber die Inder sind wirklich alle dann nach Hause gegangen.
So waren dann auch die Feierlichkeiten zu Ram Leela beendet.
Wie schon erwähnt, gab es einige Jahrmärkte in Delhi, von denen wir natürlich einige besuchten. Das erste, was einem auffällt, wenn man hier einen Jahrmarkt betritt, ist der unglaubliche Lärmpegel.
Viele Stände werben für sich, oder spielen Musik über Lautsprecher. Problem ist nur, wenn man sich weniger als 20 Meter an sie nähert, bekommt man fast einen Hörsturz.
So musste ich mir quasi durchgehend die Ohren zuhalten und hatte danach immer noch das Gefühl, dass mein Gehör nachhaltig geschädigt wurde.
Das Highlight der Attraktionen, die in Deutschland wahrscheinlich alle wegen Sicherheit nicht zugelassen wären, war eine Auto/Motorrad-Show.
In dieser Show gab es eine Art großes Fass, in dem erst ein Motorrad und dann zwei Autos im Kreis fuhren. Dabei fehlten einige Latten im Fass und die ganze Konstruktion schwankte stark während der Vorführung.
Aber seht für euch selbst:
Jetzt zu Diwali:
Diwali dauert, genau wie Navratri, mehrere Tage. In fünf Tagen wird der Sieg des Guten über das Böse gefeiert. Hier kommen auch die Lichter ins Spiel, da diese den Sieg des Lichts über den Schatten symbolisieren.
Eine weitere Bedeutung findet sich in den vielen Öllampen, die an Diwali entzündet werden. Nachdem Ram den Dämonen besiegt hatte, war es dunkel und so legten ihm Menschen Öllampen auf seinen Weg, damit er zu seiner Hauptstadt Ayodhya zurückkehren kann.
Es war wirklich toll anzusehen, wie Tag für Tag die Stadt heller wurde. In unserer Straße waren auch alle Häuser gegen Ende von Diwali zugehängt mit Lichterketten.
Noch auffälliger als die Lichter waren aber die Feuerwerke.
Diese begannen schon am Anfang des Festes, aber die meisten wurden am Montag, dem vorletzten Tag Diwalis, gezündet.
Leider sind die Feuerwerke nicht so wie an Silvester, Raketen oder Batterien, sondern einfach nur sehr laute Böller.
Die ersten paar Male, an denen ich sie gehört hatte, dachte ich wirklich ein Schuss wäre gefallen oder es gäbe einen Unfall auf einer Baustelle.
Aber nein, es waren die Nachbarskinder, die von ihren Eltern Böller bekommen hatten.
Zum Glück gab es aber ein Verbot von Feuerwerkskörpern, und so wurden dieses Jahr deutlich weniger gezündet als die Jahre zuvor.
Dieses Verbot war aufgrund der hohen Luftverschmutzung in Kraft gesetzt worden, aber trotzdem war Delhi um Diwali die Stadt mit der schlechtesten Luft der Welt.
So war die höchste AQI (Air Quality Index), den ich auf meiner Wetter-App gemessen habe, 326. Zum Vergleich: In Heidelberg sind es gerade 26.
Das bringt mich zu meinem letzten Punkt heute, der Smog:
Wie schon erwähnt, ist die Luft in Delhi gerade sehr schlecht und es wird, im Laufe des Winters, noch schlechter werden.
Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist wie eine Art weißer Filter, der über allem liegt. Es ist auch selten geworden, überhaupt die Sonne, Wolken oder den Mond zu sehen. Sterne kann man leider ganz vergessen.
Man merkt es auch körperlich, wenn ich keine Maske trage, bekomme ich Halsschmerzen und Husten. Also musste ich mir wieder Masken angewöhnen, aber diesmal reverse-Corona, sprich Masken nur außerhalb geschlossener Räume.
Es gibt aber einen Lichtblick, Maxi und ich haben nämlich bald die Möglichkeit, ein Dorf weiter im Norden zu besuchen, das mit Eat Right Basket zusammenarbeitet. Das wird super interessant und die Luft wird auch um einiges besser sein. Darüber werdet ihr natürlich auch einen Blogpost bekommen.
Das war es von mir über Ram Leela und Diwali.
Hier noch ein paar extra Bilder:
Aber erst als kurze Erklärung:
Der Triumphbogen ist das India Gate. Dieses wurde nach der Indischen Unabhängigkeit erbaut und wurde vor einigen Jahren wurde erst restauriert. Außerdem gehört zum India Gate eine Parkanlage, die sich bis zum Haus des Prime Ministers führt. Wer irgendwann mal Delhi besucht, dem würde ich diesen Spaziergang unbedingt empfehlen.
Das moderne Viertel nennt sich Aero-City. Es ist direkt neben dem Flughafen und dient als Vorzeigeviertel für alle Buisnessmenschen, die nur kurz in Delhi verweilen. Hier gibt es europäische Vibes und man hat eine kleine Auszeit vom hektischen Delhi.
Der Hund auf dem Autodach ist Fred, unser neuer Freund. Hier gibt es sehr viele Straßenhunde, die aber viel von den Locals gefüttert und gepflegt werden. Fred lebt in unserer Straße und bekommt immer unsere Knochen, wenn wir Tandoori Chicken bestellen.
Der Tempel, der durch den Zaun fotografiert wurde, heißt Lotustempel. Warum mussten wir ihn uns durch einen Zaun anschauen? Wir hatten einen Montag frei und wollten aus der Wohnung raus, hatten aber vergessen, die Öffnungszeiten zu checken. Und natürlich, jeden Tag außer Montag.
Auf dem zweiten Bild könnt ihr den Ghazipur Landfill sehen, der größte Müllberg der Welt mit fast 70 metern. Leider kann man den Duft noch deutlich weiter wahrnehmen. Teilweise noch bei unserer Wohnung, Kilometer entfernt.
Und zum Schluss noch die Momos. Das sind quasi die Maultaschen Indiens. Diese kommen ursprünglich aus dem Nordosten, aber sind jetzt ein beliebtes Streetfood im ganzen Land. Man bekommt an wirklich allen Metrostationen eine gute Portion Momos für unter einen Euro, also wird das dementsprechend immer ausgenutzt.
Vielen Dank fürs Lesen,
Sebastian