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Die erste Woche

Meine ersten ereignisreichen Tage im Vorbereitungsseminar in Delhi. Von Touristenfallen bis zu brennenden Snacks war alles dabei.
Die erste Woche
New Delhi Railway Station

Hallo an alle, dies ist mein erster Blockpost hier aus Indien.

Ich bin gerade, nach einer Woche, in meiner Wohnung angekommen. Leider bisher ohne meinen Mitfreiwilligen, der wegen Visaproblemen erst in einer Woche ankommt.

Aber jetzt ohne viel drum herumzureden kommen wir zu meinen ersten vier Tagen Vorbereitungsseminar in Delhi.

Der Flug nach Indien war sehr entspannt und ich hatte Zeit mich mit den anderen Freiwilligen auszutauschen, so konnten wir unsere Aufregung teilen und uns gegenseitig ein bisschen die Angst nehmen. Die Ankunft in Delhi hingegen war schon ein Abenteuer an sich. Alles lief soweit gut: Visum kontrolliert, Gepäck gefunden, den Taxifahrer kontaktiert und uns zu Ausgang begeben. Dort ging jedoch das Abenteuer los. Das Verlassen des klimatisierten Flughafens begrüßte uns mit einer Wand aus Hitze und Feuchtigkeit, die ich so nie erwartet hätte. Also schnell aus dem Pulli geschlüpft und auf zum Taxi. Auch habe ich wahrscheinlich den Rekord für das schnellste hereinfallen auf eine Touristenfalle, nach Ankunft in Indien, aufgestellt. So kamen zwei nette und gesprächige Inder auf uns zu und nahmen uns die Koffer ab. Ich dachte zuerst, dass sie zu unserem Taxi gehören, aber man hätte es sich denken können: nein gehörten sie nicht. Also wurden wir als Gruppe nach 10 Minuten in Indien direkt 10€ los.

Kommen wir jetzt aber zu der aufregendsten Autofahrt meines Lebens. Man kann den Verkehr in Indien, vor allem auf den Highways, nicht wirklich in Worte fassen. Das was am nächsten dran kommt ist ein kontrolliertes und wunderschönes Chaos. Es existieren theoretisch Spuren oder Straßenverkehrsregeln, aber nur theoretisch. Konstantes Hupen, Autos, Roller und Fahrräder, die irgendwie versuchen sich in die kleinste Lücke zu quetschen. In unser 15 Minuten langen Fahrt haben mindestens 5 Motorradfahrer fast angefahren und wurden von weiteren 5 LKWs fast von der Straße gedrängt. Aber hier kommt die Schönheit ins Spiel. Die Inder schaffen es irgendwie trotz all dem Chaos noch auf einander acht zu geben, und zeigen großes Verständnis vom Verkehrsgeschehen. Das führt zu einem sehr flüssigen und auch effizienten Fahren, auch wenn man das erste mal echt nicht weiß, ob man fasziniert seien, oder Todesangst haben sollte.
Angekommen im Airbnb sind wir direkt ins Bett um für die schlaflose Nacht zu kompensieren.

Der erste richtige Tag in Delhi war genauso beeindruckend wie der erste. Nach einem Brunch am Vormittag haben wir unsere Koordinatorin Jyoti kennengelernt. Mit ihr haben wir erstmal zu Mittag gegessen, unsere erste Indische Mahlzeit, mit jeder Menge Reis und verschiedenem Brot mit allerlei Soßen, alles mit den Händen versteht sich, und zum Nachtisch Traditionelle Indische Süßigkeiten. Später wurde auch ein Indischer Markt besucht und der Subway ausprobiert.
Das war mir davor auch noch nicht klar. Fastfood Ketten haben sich der indischen Küche angepasst und so gibt es Paneer, Chicken tandoori oder Tika bei McDonalds und co.

Der zweite und Dritte Tag waren typische Seminartage, indem wir mit Jyoti über Indische Kultur, Geschichte und die Unterschiede zu Deutschland gesprochen haben. Aber auch Themen wie Hoffnungen, Sorgen und Do´s and Dont´s wurden besprochen, was nochmal vieles klarmachte und mir persönlich sehr geholfen hat. Außerdem gab es noch viel Infos über die Einsatzorte und das Leben Vorort, was die Vorfreude stiegen ließ.

Der letzte Tag der Vorbereitung haben mit Jyotis Sohn Krishna verbracht. Er ist 21 also in unserem Alter und hat uns ein wenig durch Delhi geführt und ein paar Eindrücke über das Leben als Junger Inder gegeben. So waren wir traditionell Frühstücken und haben brennende Süßigkeiten gegessen sowie einen Sikh Tempel und eine historische Stadt besucht. Die Sikhs sind eine große Religionsgemeinschaft in Indien, erkennbar an ihren Turbanen und langen Bärten. Dort konnten wir an einem Gottesdienst teilnehmen und den riesigen Tempel besichtigen. Bei der historischen Stadt sowie bei einigen Märkten gibt es oft zwei verschiedene Preise, einen für Inder und den anderen für „Foreigners“, sprich Touristen. Dieser Preis hatte bei der Stadt die größte Differenz: 40 Rupien für Inder und 600 Rupien für Foreigners. Nach ein bisschen deutschem Bier ging auch ein weiterer langer Tag zu ende.

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Am Sonntag war der letzte Tag im Airbnb und alle Freiwilligen wurden zu ihren Einsatzorten gebracht, was für mich praktisch war, denn ich war ja schon in Delhi. Einer musste eine 7 Stunden lange Bahnfahrt bestreiten, die anderen mussten durchmachen um ihre Flieger rechtzeitig zu bekommen.

Sonntag war also auch das erste mal, wo ich in mein zukünftigen Arbeitsplatz besuchen konnte (für die Website von meiner Partnerorganisation könnt ihr hier klicken). Es ist ein kleines, gemütliches Büro im Industriegebiet namens NOIDA (New Ohkla Industrial Developement Authority). Ich durfte alle Angestellten kennenlernen, bekam eine Tour von den Produkten, die von Gemüse über Gewürze bis zu Milchprodukten alle erdenklichen organischen Lebensmittel beinhalten. Ich werde wahrscheinlich für den Blog bei einer neuen Website von meiner Partnerorganisation verantwortlich seien, der vor allem die Themen von Nachhaltigkeit, Klimawandel oder Organische Landwirtschaft behandeln wird. Bezüglich meiner Arbeit ist noch vieles offen, da ich noch schauen muss, wo ich mich am besten integrieren kann, aber ich denke, dass das Bloggen mir spaß machen könnte und ich mich so bei der Arbeit von meiner Partnerorganisation gut einbringen kann.

So endete meine Einführung mit den anderen Freiwilligen. Seitdem ist meine Wohnsituation ein wenig unklar, Details erspare ich euch (ich sage nur Indische Bürokratie), aber ich sollte in den nächsten 1 bis 2 Tagen endlich meine feste Wohnung beziehen können.

Meine erste Woche war super toll und ereignisreich. Indien ist ein faszinierendes Land, die Menschen sind sehr gastfreundlich und immer glücklich, aber auch überrascht, wenn man ihnen erzählt, dass man ein Jahr hier verbringen wird. Ah ja, das Essen ist fantastisch, nur ein bisschen scharf und ich bin sehr gespannt was ich das nächste Jahr alles erleben werde.

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, dies hier zu lesen.

Sebastian


Hier noch ein paar mehr Bilder: